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In nahezu allen Medien wird über die Stromversorgung in Deutschland im Winter berichtet. Die wichtigste Frage lautet: Bekomme ich im Winter zu jeder Zeit wie gewohnt Strom für die Beleuchtung, zum Kochen, Heizen, Handy laden und Serien schauen?
Diese Seite soll einfach und verständlich erklären, was dafür nötig ist, wie das Stromnetz stabil gehalten wird und wie Netzbetreiber wie TenneT mit besonderen Herausforderungen, zum Beispiel dem viel beschriebenen Blackout in den Wintermonaten, umgehen.

Das Stromnetz im Winter

In Deutschland gehört die Versorgungssicherheit in Sachen Strom zu den weltweit höchsten. Dass für kurze Zeit nicht für jeden ausreichend Strom vorhanden ist, damit ist nicht zu rechnen, die Blackout Wahrscheinlichkeit ist nahezu Null. Dennoch sind Netzbetreiber wie TenneT in Deutschland auf einen solchen Fall vorbereitet und können verschiedene Maßnahmen ergreifen, sollte es wider Erwarten zu einem Stromausfall in Deutschland kommen. Dabei sind wir vor allem von den Stromerzeugern abhängig, die in unser Netz einspeisen, aber natürlich auch vom Stromverbrauch und anderen Faktoren, wie dem Wetter. Dass der eingespeiste Strom dann zu jeder Zeit dort ankommt, wo er gerade gebraucht wird, das ist Aufgabe eines Übertragungsnetzbetreibers wie TenneT: Denn Strom muss nicht nur erzeugt, sondern auch transportiert werden, damit er am Ende genutzt werden kann. TenneT sorgt dabei für das Gleichgewicht im Stromsystem.

Winter 2023/2024

Wie blicken wir auf den Strom im Winter 2023/2024?

Habe ich zu jeder Zeit Strom?

Ja! Davon gehen wir aus. Auch wenn es nie 100%-ige Sicherheit für eine solche Prognose gibt, zeigen die vorausschauenden Analysen, dass voraussichtlich jederzeit genügend Strom erzeugt wird und der eingespeiste Strom auch dort ankommt, wo er gebraucht wird. So ist ein Blackout 2024 mehr als unwahrscheinlich.

Einen Überblick der Rahmenbedingungen und der Maßnahmen gibt es hier – und dabei ist zu erkennen, dass die Situation in diesem Jahr weniger kritisch ist und wir gleichzeitig mehr Maßnahmen zur Verfügung haben.

Schon vor dem Winter 2022/2023 sind die Übertragungsnetzbetreiber mit konkreten Maßnahmen-Vorschlägen auf die Politik zugegangen, die diese dann umgesetzt und ermöglicht hat. Viele von diesen laufen auch im Winter 2023/2024 weiter und werden durch zusätzliche Maßnahmen ergänzt. 

Zu jeder Zeit haben wir im Winter einen klaren Plan, nach dem wir handeln:

  • Gemeinsam mit den anderen drei Übertragungsnetzbetreibern (50Hertz, TransnetBW und Amprion), den zuständigen Ministerien und der Aufsichtsbehörde (Bundesnetzagentur) haben wir die bestehende Winterorganisation Anfang November 2023 wieder aktiviert: Sie umfasst operative und kommunikative Prozesse und Routinen, die nur in der kalten Jahreszeit Anwendung finden. Die Verbesserungen und Routinen aus dem letzten Jahr haben wir mit aufgenommen und berücksichtigen diese in der gesamten Organisation.
  • Teil der Winterorganisation ist ein ständiges Monitoring bis Anfang April der je aktuellen Situation im Stromnetz mit regelmäßigen Informationen und Abstimmungen zwischen allen Akteuren. Diese Lagebewertung richtet den Blick aber auch über den Tellerrand, zum Beispiel auf die Gasversorgung der Haushalte.
  • Es gibt klare & regelmäßige Informationsflüsse zwischen den Übertragungsnetzbetreibern, zu den nachgelagerten Verteilnetzbetreibern, aber auch zu den Institutionen des Bundes wie der Bundesnetzagentur oder dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz sowie den Ländern.
  • An diesen Schnittstellen wird die Lagebewertung analysiert und bei Auffälligkeiten und Notwendigkeit, wie einem drohenden Stromausfall, werden operative und strategische Maßnahmen in die Wege geleitet.
  • Auch intern sind wir professionell aufgestellt: Wir starten und koordinieren unsere Winterorganisation, nutzen unsere Kommunikationswege und bereiten weitere vor – zum Beispiel in Richtung der nachgelagerten Verteilnetzbetreiber, zu den Ländern und natürlich auch zur Öffentlichkeit.

Eine bestimmte Stunde im Stromnetz wird sieben Tage vorher geplant. Bereits zu diesem Zeitpunkt ist die Früherkennung einer eventuell kritischen Situation, wie einem Stromausfall oder gar einem Blackout, möglich. Wir können erste Indikatoren sehen und bei Bedarf auch schon kommunizieren. Je näher die vermeintlich kritische Situation kommt, desto besser wissen wir über Details und Wahrscheinlichkeit Bescheid und können diese Informationen zielgerichtet an unsere Kunden, die zuständigen Behörden und die Öffentlichkeit weitergeben. Erst wenige Minuten vorher wissen wir allerdings, ob die kritische Situation auch tatsächlich eintritt. Das macht den gesamten Prozess herausfordernd und die Kommunikation dazu noch herausfordernder.

Der Winter kommt für uns nicht überraschend. Ihm gehen wie jedes Mal eine Vielzahl von Analysen zur Versorgungssicherheit voraus. Wir betrachten vor allem drei mögliche Szenarien:

Genau um diese zu verhindern, analysieren wir alle zur Verfügung stehenden Informationen und Daten schon weit im Voraus:

  • Im März vor dem Winter erarbeiten wir die „Systemanalyse“ (auch: „Bedarfsanalyse“). Sie ermittelt, welche Kraftwerke aus der Reserve wir benötigen und wie viel zusätzliche Leistung wir aus dem Ausland sichern müssen. Die Vorhaltung der Netzreserve dient dazu, Überlastungen im Übertragungsnetz zu verhindern, die aufgrund des unzureichenden Netzausbaus bestehen. Bei hoher Stromnachfrage und gleichzeitig hoher Erzeugung aus Windenergieanlagen muss damit das überlastete Netz stabilisiert werden.
  • Bis November folgt dann der „Halbjahresausblick“ für das Winterhalbjahr (auch: „Seasonal Outlook“). Er wird für ganz Europa erstellt und untersucht, ob ausreichend steuerbare Kraftwerksleistung zur Verfügung steht, um die hohen Standards für die Versorgungssicherheit einzuhalten. Die Ergebnisse werden der „Electricity Coordination Group“ vorgestellt, die daraufhin konkrete Handlungsempfehlungen an die verschiedenen Akteure der Stromversorgung abgibt.
  • Im Betriebsablauf schauen wir bis zu einer Woche im Voraus, welche Situationen auf uns zukommen. Das betrifft das Wetter, die Verfügbarkeit von Kraftwerken und den voraussichtlichen Strombedarf sowie den Informationsaustausch und die Abstimmung mit den europäischen Nachbar-Übertragungsnetzbetreibern. Damit können wir rechtzeitig Reserven anfordern.

Bedarfsanalyse

Die Bedarfsanalyse beleuchtet kritische Situationen im kommenden Winterhalbjahr und bestimmt notwendige Netzreservekraftwerke. Die Ergebnisse sind öffentlich einsehbar.
Die Analyse für den Winter 2023/24 ist an die Untersuchungen für den letzten Winter angelehnt. Die Bedarfsanalyse ist grundsätzlich konservativ gestaltet und geht immer von einer Grenzsituation aus.
Die Kernaussagen der Analyse sind:

  • Am stärksten belastet ist das Höchstspannungs-Übertragungsnetz meistens in den ersten Januar-Wochen.
    (In der zumeist kalten und stürmischen Jahreszeit speisen die Windräder im Norden besonders viel Strom ein, während in den industriellen Zentren im Süden – vor allem wenn es kalt ist und früh dunkel wird – ein hoher Energiebedarf herrscht. Damit es durch diesen "Ansturm" zu keinem Blackout kommt, muss beim Redispatch zweierlei passieren: Die Anlagen im Norden müssen zurückgefahren und die im Süden hochgefahren werden. Nur so ist im Kontext des aktuell noch unzureichenden Netzausbaus ein sicherer Betrieb unseres Stromnetzes möglich.)
  • Wir werden unsere bisherigen Netzreserven (v.a. Steinkohlekraftwerke im Süden) vollständig brauchen.
  • Für eine optimale Stromversorgung in Deutschland benötigen wir aus dem Ausland 2,1 GW. Das entspricht in etwa zwei Großkraftwerken.

Durch die frühzeitige und umfassende Bedarfsanalyse können wir entsprechende Szenarien vorbereiten und eine optimale Versorgungssicherheit planen. Wir stellen sicher, dass der Strombedarf auch zu kritischen Zeiten an jedem Ort gedeckt werden kann.

Stromunterbrechungen oder ein Blackout  im Winter 2024 sind mehr als äußerst unwahrscheinlich. Eine potentiell kritische Situation könnte entstehen, wenn sich folgende Faktoren gleichzeitig ereignen würden:

  • extrem kalte Temperaturen
  • kein volles Potential bei deutschen Kraftwerken
  • kein Strom aus dem europäischen Ausland
  • Verbrauch in Deutschland untypisch hoch

Für den unwahrscheinlichen Fall, dass alle diese Faktoren zusammentreffen, kann eine Situation entstehen, in der der Verbrauch höher als die Einspeisung von Strom ist oder das Stromnetz über die Maßen belastet wird. Wenn dann all unsere Werkzeuge zur Stabilisierung des Netzes ausgeschöpft sind, können als letztes Mittel sogenannte kontrollierte manuelle Lastabschaltungen eingesetzt werden. Das bedeutet zeitlich und regional begrenzte Stromabschaltungen mit dem Ziel, das Gesamtsystem stabil zu halten. Aber:

  • Es ist sehr unwahrscheinlich, dass diese Faktoren alle gleichzeitig eintreten.
  • Aus derzeitiger Sicht schätzen wir die Unsicherheiten im Stromnetz für den kommenden Winter, und damit einen möglichen Blackout 2024, geringer als im vergangenen Winter ein. Dennoch spielen Temperaturverlauf und Kraftwerksverfügbarkeit eine Rolle.

Der vergangene Winter

Herausforderung Winter 2022/2023

Der Winter 2022/23 war herausfordernd: Vor allem weniger gesicherte Erzeugung und eingeschränkte Gasverfügbarkeit durch gedrosselte Lieferungen Russlands sorgten für eine hohe mediale Aufmerksamkeit und Sorgen in der Bevölkerung. Zu einer kritischen  Versorgungssituation oder gar einem kompletten Stromausfall im Winter kam es allerdings nicht, wir hatten die Situation im Stromnetz zu jeder Zeit im Griff und haben mit unserer langjährigen Erfahrung und klar definierten Prozessen alle Herausforderungen und Szenarien managen können.

Besonders relevant: Die Zusammenarbeit mit den anderen Übertragungsnetzbetreibern und den nachgelagerten Verteilnetzbetreibern, in der wir uns optimal ergänzt haben und jeder seine Expertise in die Organisation eingebracht hat. Auch die enge und regelmäßige Abstimmung mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz und der Bundesnetzagentur war eine wichtige Komponente im gesamten Prozess.

  • Die Übertragungsnetzbetreiber haben gemeinsam mit den zuständigen Ministerien und der Aufsichtsbehörde die bestehende Winterorganisation aktiviert, d.h. operative und kommunikative Prozesse und Routinen gestartet, um die Versorgungssicherheit zu überwachen und weiterhin zu gewährleisten.
  • Teil der Organisation war ein ständiges Monitoring der Situation im Stromnetz mit regelmäßigen Informationen und Abstimmungen zwischen allen Akteuren.
    Dafür haben wir sämtliche Informationsflüsse zwischen den Übertragungsnetzbetreibern, zu den nachgelagerten Verteilnetzbetreibern, aber auch zu den Institutionen des Bundes wie der BNetzA oder dem BMWK sowie den Ländern aktiviert und gelebt.
  • Alle relevanten Akteure haben an einem Strang gezogen: Die Netzbetreiber, die BNetzA, das BMWK, aber insbesondere auch der Gesetzgeber, der die Maßnahmen-Vorschläge zügig allesamt realisiert hat.
  • Im Dialog mit der Industrie haben wir die besonderen Bedürfnisse komplexer Produktionsprozesse, die der Wertschöpfung am Standort Deutschland dienen, berücksichtigt: Denn im Falle notwendiger Lastmanagement-Maßnahmen ist der Vorlauf mit wenigen Minuten sehr knapp. Ein potentielles Risiko, denn manche Industriebetriebe können ihre Produktion nicht kurzfristig einfach so „herunterfahren“. Deshalb umfasste die Winterorganisation den Aufbau einer freiwilligen „Vorstufe“ für „gezielte Lastreduktionen“ einzelner industrieller Großverbraucher, um regionale Stromunterbrechungen möglichst zu vermeiden. Ein solches Vorgehen hätte absehbare kritische Situationen, wie einen drohenden Blackout, entspannen können. Denn der Vorlauf dafür hätte 72 Stunden betragen. Das brachte zwei Vorteile mit sich: a) die Produktion hätte mit dem entsprechenden Vorlauf geordnet heruntergefahren werden können und b) manuelle Lastabschaltungen im restlichen Stromnetz hätten dadurch vermieden werden können. Soweit ist es aber nie gekommen.
  • Auch intern waren und sind wir gut vorbereitet. Unsere Krisenorganisation mit operativen und kommunikativen Prozessen ist professionell aufgestellt und wird regelmäßigen Tests unterzogen, in denen verschiedene Szenarien, wie ein Stromausfall in Deutschland, durchgespielt werden. Unser Krisenteam ist dabei 24/7 in Rufbereitschaft – übrigens immer und nicht nur im Winter. Mitmachen kann dort nur, wer extra dafür geschult wurde und individuell für seine Rolle trainiert hat. Es gibt im Krisenteam kein Training „on the job“.
  • Unsere Kommunikation gegenüber Medien und Öffentlichkeit haben wir stets sachlich und faktenbasiert geführt, detailliert abgestimmt und effektive Prozesse für den Ernstfall vorbereitet.

Blackout 2023? Im Winter 2022/2023 kamen einige besondere Situationen gleichzeitig zusammen, die sich negativ auf die Stromerzeugung auswirkten und damit auch Herausforderungen für die Netzstabilität darstellten.

  • Die Dürre im Sommer 2022 sorgte einerseits für niedrige Füllstände in den Wasserkraftwerken, sodass dort weniger Strom produziert werden konnte.
    Andererseits führte sie auch zu Niedrigwasser in den großen, schiffbaren Flüssen. Das hatte zur Folge, dass Schiffe weniger laden konnten und damit weniger Kohle zu den Kraftwerken transportiert werden konnte.
    Es bestand also die Möglichkeit, dass weder die Wasserkraftwerke noch die Kohlekraftwerke ihre volle Leistung ausschöpfen konnten.
  • In Frankreich war zeitweise nur ein ungewöhnlich geringer Teil der 56 Atomkraftwerke mit voller Leistung am Netz. Das Land mit dem weltweit höchsten Atomstrom-Anteil konnte so nur bedingt als Stütze im europäischen Stromnetz fungieren. Insbesondere nicht an sehr kalten Tagen, denn etwa ein Drittel der Franzosen heizt mit Strom – und dann brauchten sie ihn selbst.
  • Aufgrund des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine wollten die europäischen Staaten kein Gas mehr aus Russland importieren. In dieser Folge und durch die vorher schon auffällig niedrigen Gaslieferungen aus Russland, war Gas im letzten Winter bis zu fünfzehnmal teurer als noch vor wenigen Jahren und gleichzeitig nur begrenzt verfügbar. Das führte dazu, dass Gas gespart werden musste und mit Gas betriebene Kraftwerke sehr teuer waren.

Insgesamt konnten wir also insbesondere bei der Produktion von Strom nicht auf alle sonst zur Verfügung stehenden Kapazitäten zurückgreifen - die Möglichkeit eines Blackouts stand im Raum und wurde in Medien thematisiert.

Die Sorge war: Wenn es dann noch besonders kalt wird, es vielleicht wenig Wind- und keinen Solarstrom gibt (sog. „Dunkelflaute“), gleichzeitig aber viel Strom benötigt wird, eine sehr angespannte Situation im Stromübertragungsnetz entstehen könnte. Würde es dann zu einem Stromausfall im Winter kommen?

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber hatten die meisten der Punkte vor dem Winter identifiziert und sind mit konkreten Vorschlägen zu Sondermaßnahmen auf die Politik zugegangen, um möglichst frühzeitig alle Optionen zur Stabilisierung des Stromnetzes zur Verfügung zu haben und die Versorgungssicherheit aufrechtzuerhalten. Dazu hat TenneT gemeinsam mit den drei anderen Übertragungsnetzbetreibern eine Reihe von Lösungsansätzen zur Entschärfung möglicher kritischer Situationen empfohlen.

  • Transportkapazitäten erhöhen durch witterungsabhängigen Freileitungsbetrieb (WAFB) (Mehr Informationen hier)
  • Redispatch-Potential im Ausland vereinbart (= zusätzliche Kraftwerkskapazitäten um besonders angespannte Situationen entschärfen zu können)
  • Reserven breiter nutzbar machen (Kraftwerke, die eigentlich nur zur Netzstabilisierung gedacht sind, auch als Erzeugungskraftwerke zur Lastdeckung nutzen)
  • Weitere Kraftwerksleistung am Strommarkt bereitstellen (Kohle, Öl & Kernkraft)

Die detaillierten Vorschläge aus dem Jahr 2022 können hier nachgelesen werden. 

Um die besondere Situation für den Winter 22/23 besser einschätzen zu können, haben die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz eine Sonderanalyse erstellt (sog. „Stresstest“). Dabei wurden alle bekannten Besonderheiten für den Winter 22/23 berücksichtigt.

In dieser Sonderanalyse wurden drei sich steigernde kritische Szenarien der Versorgungssicherheit simuliert. Teil dieser Berechnungen waren u.a. reduzierte Kraftwerksverfügbarkeit im Ausland, weniger Leistungsfähigkeit der deutschen Kraftwerke, Einschränkungen bei der Kohle- und Gasversorgung und erhöhter Stromverbrauch durch Heizlüfter. Dabei zeigte sich, dass es im Winter zeitweise zu angespannten Situationen im Stromübertragungsnetz kommen könnte, und dass zumindest in einigen Stunden Engpässe bei der Stromversorgung drohten, die im schlimmsten Fall einen Blackout auslösen könnten.

Um diese Situation schon vorab entschärfen zu können und das Stromnetz auch in diesen Fällen stabil halten zu können, haben die vier Übertragungsnetzbetreiber ein ganzes Set an geeigneten Präventivmaßnahmen erarbeitet und dem Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz vorgelegt (vgl. Auflistung oben).

Wichtig: Bei der Sonderanalyse handelt es sich um Modellrechnungen – nicht um Vorhersagen – vor dem letzten Winter. Wichtige Variablen, wie beispielsweise das Wetter, lassen sich nicht weit im Voraus bestimmen und haben dennoch großen Einfluss auf die Ergebnisse. Auch andere Faktoren, die nicht absehbar sind, wie die ganz konkrete Verfügbarkeit der Kraftwerke im Ausland, sind nicht vorhersehbar.

Die Sonderanalyse ist verfügbar auf den Seiten des BMWK und bei Netztransparenz.de.

Versorgungssicherheit

Wie das Stromnetz stabil, robust und verlässlich bleibt

Dass der eingespeiste Strom zu jeder Zeit dort ankommt, wo er gerade gebraucht wird, das ist die Aufgabe eines Übertragungsnetzbetreibers wie TenneT.

Für alle Verbraucher steht das Thema „Versorgungssicherheit“ im Fokus. Die zentrale Frage lautet: „Kann ich mich darauf verlassen, dass ich ständig mit ausreichend Strom versorgt werde?“

TenneT erfüllt diese Aufgabe, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr.

Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist auf einem sehr hohen Niveau, dazu drei Zahlen:

Zu 99,99963% der Zeit im Jahr steht das Stromnetz zur Verfügung.

Im Durchschnitt hatte jeder Endverbraucher in 2022 12,2 Minuten keinen Strom. Das bedeutet nicht, dass ein Stromausfall jeden auch betroffen hätte. Zum Vergleich: In Schweden betrug dieser Wert 63 Minuten und in den USA 480 Minuten (7 Stunden) (beides 2021).

Der vorgeschriebene „Zuverlässigkeitsstandard“ in Deutschland erlaubt sogar eine Stromlücke von 2,77 Stunden. Diesen legt das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz auf Vorschlag der Bundesnetzagentur fest und ist eine Abwägung zwischen den Kosten, diese Lücke zu schließen und der zumutbaren Stromunterbrechung. Die Versorgungssicherheit in Deutschland steht also auf einem weitaus höheren Niveau als die Vorgaben vorsehen.

Versorgungssicherheit bedeutet also die Fähigkeit des Stromsystems, die Stromversorgung der Kunden auf einem definierten Niveau sicherzustellen.

Was ist notwendig, um dieses hohe Niveau zu erreichen?

Die Stromversorgung ist dann gesichert, wenn:

  • die Stromeinspeisung ausreichend ist. Dies bedeutet, dass die Stromproduktion (und der Import) die Energienachfrage decken kann. Im Fachjargon wird das „Ressource Adequacy“ genannt.
  • das Netz stabil ist: Dies bedeutet, dass der Strom sicher von den Produktions- an die Verbrauchsstätten transportiert werden kann. Dazu zählen diese Aspekte:
    • Spannungshaltung
    • Frequenzhaltung
    • Ausreichende Transportmöglichkeiten
      (Im Fachjargon: „Transmission Adequacy“)
    • und im Zweifel: Netzwiederaufbau

Was bedeuten nun diese einzelnen Punkte?

Spannung, Frequenz & Co. einfach erklärt

Ressource Adequacy bedeutet, dass zu jeder Zeit die Stromnachfrage durch ein ausreichendes Angebot am Strommarkt gedeckt werden kann und ein Gleichgewicht zwischen Erzeugung und Verbrauch besteht. Das muss bei jedem Wetter und auch bei Ausfällen von Leitungen oder Kraftwerken und anderen Erzeugungsanlagen, 24 Stunden am Tag an 365 Tagen im Jahr der Fall sein.

Spannung wird benötigt, um Strom möglichst verlustfrei transportieren zu können. Desto höher die Spannung, desto weniger Verlust gibt es. Im deutschen Übertragungsnetz beträgt die Spannung standardmäßig 380 Kilovolt (kV). Damit wird auch über eine Distanz von 200km der Verlust des Stroms unter 10% gehalten.

Damit das Netz stabil und sicher ist, müssen Stromerzeugung und Stromverbrauch immer im Gleichgewicht sein. Denn Strom kann nicht in großen Mengen gespeichert werden. Wir brauchen also zu jeder Zeit so viel Stromerzeugung wie gerade verbraucht wird. Wenn exakt so viel Strom erzeugt wie verbraucht wird, liegt die Frequenz im Stromnetz bei 50 Hertz (Hz). Die Frequenz von 50 Hz zeigt uns an, dass das Netz stabil ist.

Transmission Adequacy bedeutet die Angemessenheit des Stromnetzes, also dass der Strom vom Ort der Erzeugung auch zum Ort des Verbrauchs transportiert werden kann. Das setzt ausreichende Transportkapazitäten im Übertragungs- und Verteilnetz voraus.

Stromleitungen können nur eine bestimmte Menge an Strom übertragen. Eine 380kV-Leitung, der Standard im Übertragungsnetz, kann eine Leistung von bis zu  2.700 MVA* transportieren, d.h. es fließt Strom i.H.v. ca. 4.000 Ampere. Soll mehr Strom transportiert werden, müssen weitere Leitungen benutzt werden.

*MVA steht für Mega Voltampere. Mega ist die Größeneinheit (Mega = 1.000.000) und Voltampere steht für die elektrische „Scheinleistung“, die theoretisch transportiert werden kann.

Zur Einordnung: 1.000 MVA entsprechen ungefähr dem Verbrauch von etwa 1.000.000 Haushalten, d.h. mit einer 380 kV-Leitung könnte man maximal etwa 2,7 Mio Haushalte mit Strom versorgen.

Das deutsche und europäische Verbundnetz gehören zu den sichersten und zuverlässigsten der Welt, es verspricht eine sehr hohe Versorgungssicherheit. Es gibt nur sehr wenige Störungen oder gar Unterbrechungen.

Allerdings: Wer Versorgungssicherheit ernst nimmt, muss sich auch mit dem Fall beschäftigen, was zu tun ist, wenn das Stromnetz tatsächlich einmal wieder aufgebaut werden muss, aufgrund eines Blackouts beispielsweise.

Für alle Netzbetreiber ist das ein konkretes und planbares technisches Szenario, das regelmäßig in Simulationen und Trainings geübt wird.

Wir kennen auch andere Länder, in denen es häufiger Probleme mit der Stromversorgung gibt, wie beispielsweise Kalifornien (USA), und diese zeigen uns, dass ein Netzwiederaufbau gut beherrschbar ist.

Die Netzstabilität ist die Fähigkeit eines Stromnetzes für einen gegeben Betriebszustand nach einer Störung wie z.B. einem Kurzschluss oder Kraftwerksausfall in einen neuen, stabilen Betriebszustand zu gelangen.

Vergleichbar ist dies mit einem Auto, welches an einer unerwartet rutschigen Straßenstelle kurz schlingert, aber seine Fahrt sicher fortsetzt. Mit einer höheren Auslastung der Stromnetze, vergleichbar mit einer höheren Geschwindigkeit des vorher betrachteten Autos, gewinnt die Netzstabilität an Bedeutung.

Übertragungsnetzbetreiber installieren daher neue Betriebsmittel, vergleichbar mit neuen Fahrassistenzsystemen, wie Phasenschieber, intelligente Messsysteme und viele mehr und führen dynamische Simulationsrechnungen durch, um die Netzstabilität zu beurteilen und mögliche Abhilfemaßnahmen einzuplanen.

Die Rolle von TenneT

Was tut TenneT um für Versorgungs-sicherheit zu sorgen?

TenneT hat die Netzsituation stets im Blick

Grundlage, um das Stromnetz sicher zu steuern, ist eine vorausschauende detaillierte Planung der zu erwartenden Last,- Erzeugungs- und Transportsituation. So wird jede Stunde im Stromnetz mehrfach geplant – grundsätzlich beginnend mit einem Jahr Vorlauf, dann mit einem Monat, dann eine Woche vorher, am Vortag und nochmal am Tag selbst. Aus den betrieblichen Erfahrungen, den aktuellen Einflüssen wie dem Wetter und weiteren bekannten Faktoren wie zum Beispiel Kraftwerksrevisionen hat TenneT die Netzsituation stets im Blick und unter Kontrolle.

Für den nahtlosen Betrieb des Übertragungsnetzes arbeiten die Schaltleitungen in mehreren Schichten, 24 Stunden am Tag, 7 Tage pro Woche. TenneT betreibt zwei Schaltwarten für das deutsche Netz, um die sichere Stromversorgung rund um die Uhr zu gewährleisten: eine in Nord- und eine in Süddeutschland.

TenneT hat die Netzsituation stets im Blick

Das deutsche Stromnetz ist eines der sichersten weltweit und wir verfügen über zahlreiche Mechanismen, Werkzeuge und Reserven um das Stromnetz auch in angespannten Situationen zu stabilisieren.

Übertragungsnetzbetreiber wie TenneT haben die Netzsituation zu jeder Zeit im Blick und halten das Stromnetz aktiv stabil. Dazu beobachten sie insbesondere die Frequenz, denn sie gibt Aufschluss über den aktuellen Zustand des Netzes.

Unsere Grafik bietet eine kleine Übersicht, wie Energieerzeugung und -verbrauch verändert werden können, wenn die Frequenz vom Standard (50Hz) abweicht.

Echte Daten aus unserem Netzgebiet sind in unserer App verfügbar. Den Link gibt es am Ende der Seite.

Betreiben Sie Ihr eigenes Stromnetz. Der TenneT Power Flow Simulator

Der TenneT Power Flow Simulator bietet Ihnen die Möglichkeit, Ihr eigenes Stromnetz zu betreiben und aufzubauen. Sie können die realen Herausforderungen erleben, denen sich Übertragungsnetzbetreiber wie TenneT täglich gegenübersehen, und sie zeigen Ihnen, was TenneT tut, um eine zuverlässige Energieversorgung zu gewährleisten.

Klicken Sie auf das Bild oder hier, um zum TenneT Power Flow Simulator zu gelangen.

Je größer das System, desto robuster ist es

Das deutsche Übertragungsnetz steht nicht isoliert, alleine neben allen anderen Stromnetzen in Europa. Es ist mit den Netzen vieler Länder zum europäischen Verbundnetz vereinigt. Dieses zieht sich von Portugal bis in die Ukraine und von den Niederlanden bis in die Türkei.

Dieses große Netz hat sich bewährt: Die Kooperation der Länder in Europa sorgt für besondere Robustheit, da sich die einzelnen Netzbetreiber gegenseitig unterstützen und Ressourcen zur Verfügung stellen können. So wird das gesamte System widerstandsfähiger und ein Stromausfall in Deutschland wird unwahrscheinlicher. In diesem Fall gilt: Je größer das System, desto robuster ist es auch.

Auch für Deutschland ist das gut, denn Deutschland ist zwar insgesamt ein Stromüberschussland; das trifft aber nicht auf alle Stunden des Jahres zu. Zu manchen Zeiten muss Strom auch importiert werden.

TenneT sorgt mit 17 grenzüberschreitenden Leitungen, sogenannten Interkonnektoren, für stabile und sichere Verbindungen zu unseren Nachbarn.

Blackout, Brownout & Co?

Was ist das alles und was passiert da?

Wortart

substantiv, maskulinim

Trennung

Black | out

Aussprache

[ˈblɛkʔaʊ̯t]

[1]
Unkontrollierter Netzzusammenbruch

[2]
Größere unkontrollierte Stromunterbrechung

Frage 1

Ist damit zu rechnen?

Der Stresstest zeigt: Selbst im angespanntesten Fall ist das Risiko eines unkontrollierten Netzzusammenbruchs bzw. einer größeren unkontrollierten Stromunterbrechung nicht höher als sonst – also sehr unwahrscheinlich.

Frage 2

Warum nicht?

Die vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber haben seit Jahrzehnten Erfahrung und betreiben ein sicheres & stabiles Stromnetz.

Frage 3

Wie macht ihr das?

Wir sorgen für ein Gleichgewicht zwischen Stromerzeugung und -verbrauch und haben verschiedenste Instrumente, um das Stromnetz stabil zu halten und nicht zu überlasten.

Frage 4

Auch im Winter?

Der Winter wird herausfordernder. Das liegt an vielen Gründen: Weniger Kraftwerke, angespannte Kohle & Gasversorgung, gepaart mit einer eventuell länger anhaltenden Kältewelle sowie weniger Strom aus dem Ausland. Es muss diesen Winter also besonders beobachtet werden, ob es zeitweise weniger Strom als Nachfrage geben könnte.

Frage 5

Was also tun?

Wir ergreifen dann umgehend alle uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen, um die Situation zu entschärfen. So werden bei Bedarf auch schon einige Zeit vorher Reservekraftwerke angefordert, oder es schalten kurzfristig weitere ggf. noch verfügbare Kraftwerksreserven zu und wir sichern die maximale Transportfähigkeit unseres Netzes und unserer Interkonnektoren, also den Verbindungen zu ausländischen Netzen.

Frage 6

Und wenn das nicht reicht?

Wenn all unsere Werkzeuge zur Stabilisierung des Stromnetzes ausgeschöpft sind, sind das allerletzte Mittel sogenannte kontrollierte manuelle Lastabschaltungen. Das bedeutet zeitlich und regional begrenzte Unterbrechungen der Stromversorgung einzelner Bereiche in Städten und Gemeinden. Dort gibt es dann für kurze Zeit keinen Strom, damit viele andere weiterversorgt werden können und das Netz an sich stabil bleibt.

Frage 7

Wie funktioniert das?

Die Übertragungsnetzbetreiber beobachten das Netz und die Erzeugungs- und Versorgungssituation rund um die Uhr und schauen über Prognosen auf die möglichen Entwicklungen in den nächsten Tagen. Falls Einschränkungen beim Stromverbrauch notwendig werden, informiert der Übertragungsnetzbetreiber wie TenneT die Verteilnetzbetreiber in seinem Netzgebiet und weist sie an, Leistung in einem bestimmten Umfang zu verringern. Diese trennen daraufhin einzelne Bereiche in Städten und Gemeinden für eine bestimmte Zeit von der Stromversorgung und schalten sie dann wieder zu. Dann sind andere dran. Das geschieht vollständig kontrolliert und möglichst gleichmäßig über alle Regionen. So bleibt das Stromnetz stabil und sobald wieder genug Strom verfügbar ist, werden sofort alle wieder versorgt.

Ein Blackout bedeutet einen weitestgehend kompletten unvorhersehbaren unkontrollierten großflächigen Netzzusammenbruch bzw. Stromausfall. In weiten Teilen des europäischen Verbundnetzes würde dann kein Strom mehr fließen.

Ein Blackout könnte beispielsweise auftreten, wenn das Stromnetz plötzlich jenseits seiner Grenzen belastet wird, wenn Stromleitungen und andere Einrichtungen gleichzeitig in größerem Umfang beschädigt werden, z.B. bei extremen Naturereignissen.

Anders beim Brownout, bei dem es sich um zeitlich und regional begrenzte kontrollierte Stromunterbrechungen handelt. Diese können entweder ungeplant und unvorhersehbar oder auch geplant und vorhersehbar erforderlich sein und würden dann gezielt und kontrolliert herbei geführt – wir reden dann von kontrollierten manuellen Lastabschaltungen: zeitlich wie regional begrenzte Stromunterbrechungen, die eingesetzt werden, um das Stromnetz zu stabilisieren, wenn alle anderen Maßnahmen ausgeschöpft sind.

Eine Lastabschaltung kann notwendig sein, wenn zu wenig Strom erzeugt wird, um den Verbrauch zu decken oder auch, um Netzüberlastungen zu heilen, falls alle anderen Maßnahmen vollständig ausgeschöpft sein sollten.

TenneT Podcast - Entlang des Stroms

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Immer noch Fragezeichen im Kopf?

Versorgungssicherheit - Szenarien Winter 2022 TenneT - Entlang des Stroms
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  • Versorgungssicherheit - Szenarien Winter 2022

Zusammen mit seinem Team spielt Sascha Salm – bei TenneT Experte für Versorgungssicherheit – verschiedene Szenarien durch, was im Falle von Versorgungsunsicherheit passieren könnte. So viel aber schon mal vorweg: Sollte es zu einer Mangellage kommen, bedeutet das nicht, dass das gesamte Stromnetz zusammen bricht!

Was die Herausforderungen an die Versorgungssicherheit diesen Winter sind, warum das Wetter dabei eine wesentliche Rolle spielt, erfahrt ihr in dieser Episode von unserem Podcast „Entlang des Stroms“.

Versorgungssicherheit im Stromnetz bei der Bundesnetzagentur

Versorgungssicherheit bei TenneT

Systemanalyse Winter 2023/2024

Winter Outlook 2023 – 2024

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